Sunday, November 28, 2010

Die syro-malabarische Kirche

Die Katholische Kirche ist die Gemeinschaft der westlichen Kirche mit 22 katholischer Ostkirchen. Sie umfasst 23 Teilkirchen mit eigenem Ritus, die nach eigener Rechtsordnung leben. Die syro-malabarische Kirche ist eine der katholischen Ostkirchen. Als katholische Ostkirchen werden jene Ostkirchen bezeichnet, die mit der römisch-katholischen Kirche und dem Papst von Rom in Glaubens-, Gebets- und Sakramentengemeinschaft stehen. Sie feiern den Gottesdienst nach verschiedenen östlichen Riten und stehen in ihrer Tradition und hierarchischen Verfasstheit den anderen Ostkirchen nahe, erkennen jedoch den Papst als Oberhaupt der Weltkirche an. Der Begriff erklärt sich aus der politischen Geografie des Römischen Reichs, das sich in der Spätantike in ein weströmisches und ein oströmisches Reich aufspaltete. Die im östlichen Teil des Imperium Romanum geborenen Kirchen mit ihren Nachfolgekirchen sowie deren Tochtergründungen in Missionsgebieten nebst Nachfolgekirchen bilden zusammen die Ostkirchen.
Die Wurzeln der syro-malabarischen Kirche gehen auf den Apostel Thomas zurück. Im Jahre 52 nach Christus landete der Apostel Thomas, einer der Zwölf, in Kranganore - einer Hafenstadt an der Westküste Indiens - im Bundesstaat Kerala. Jüdische Gewürzhändler, die sich in Indien angesiedelt hatten, boten ihm erste Kontaktpunkte in diesem Land. Die Frohbotschaft, die der Apostel Thomas brachte, fand empfängliche Herzen nicht nur unter den Juden, sondern auch unter den Hindus des Landes. Sogar Adelige ließen sich taufen, und so entstand die erste christliche Gemeinde. Dank seiner Mission entstanden in Kerala eine kleine und sieben große Gemeinden. Ihre Nachkommen nennen sich heute noch nach seinem Namen Thomaschristen.
Aufgewachsen im kulturellen und religiösen Milieu des Landes atmet die Syro -malabarische Kirche den Geist Indiens und wird vom Volk als eine der Religionen Indiens anerkannt. Die Thomaschristen sind "Hindus in ihrer Kultur, Christen in ihrer Religion und orientalisch in ihrer Liturgie". Im vierten Jahrhundert traten sie in Verbindung mit der chaldäischen Kirche Syriens (Selucia Ctesiphon), die von Mar Mari und Mar Addai, zwei Jüngern des Apostels Thomas, gegründet worden war und daher den Apostel Thomas als Vater im Glauben verehrten. Sie übernahmen von dort die ostsyrische Liturgie, die von da an unter dem Namen syro-malabarischer Ritus bekannt ist.
Die Syro- malabarische Kirche ist eine „Kirche eigenen Rechts“ (ecclesia sui iuris) mit weltweit ca. 3,8 Millionen Mitgliedern und ist vor allem im indischen Unionsstaat
Kerala, aber auch in den indischen Diözesen Bangalore, Delhi und Madras-Mylapore, sowie den USA, Kanada, Europa und der Golfregion verbreitet. Ihr Oberhaupt ist der Großerzbischof George Alencherry . Sie ist in ca. 3200 Gemeinden, 24 Diözesen und 5 Erzdiözesen ausgegliedert. Ihr gehören ca. 9121 Priester an, von denen 4836 Ordenspriester sind. Es gibt 10 Institute geweihten Lebens und Gesellschaften apostolischen Lebens syro-malabarischen Ursprungs für Männer und 40 für Frauen mit über 42000 Mitgliedern (36611 Frauen, 6836 Männer). Außerdem zählt sie ca. 2607 Seminaristen in 71 Seminaren. Die syro-malabarische Kirche ist – nach der ukrainischen Kirche – nicht nur die zweitgrößte der 22 ost-katholischen Kirchen, sie ist auch eine der aktivsten und vitalsten katholischen Kirchen weltweit. Die Kirche unterhält mehrere hundert Schulen und Hochschulen, über tausend Kindergärten und einige hundert Ausbildungs- und Weiterbildungszentren. Dadurch wurde in Kerala eine fast 95%ige Alphabetisierung erreicht, während die Analphabetenquote in Indien 2001 bei 43% lag.

No comments: